Lesung: We will give you hell-Autorin Lina Frisch in Flensburg
Für das Magazin Zauberwelten-Online.de verfasse ich regelmäßig Artikel und Rezensionen. Für diesen Artikel habe ich eine spannende Lesung der jungen Autorin Lina Frisch besucht, die ihr Buch We will give you hell in einer Buchhandlung in Flensburg vorstellte.
Zwei braune Ledersessel und ein fragiles Beistelltischchen stehen vor mir. Noch sind die Sessel leer, die Wassergläser auf dem Tisch unberührt. Ich sitze zwischen den Regalen “Fantastische Welten” und “Psychologie”.
Bücher mit Titeln wie Woman on Fire, Du musst nicht von allen gemocht werden und Das Risiko du selbst zu sein schauen auf mich herunter. Der Ort der Lesung ist passend gewählt für einen Urban-Fantasy-Roman, der die Wut unterdrückter Frauen thematisiert.
Auch das Publikum von Lina Frischs Lesung ist überwiegend weiblich. Und so unterschiedlich wie die Frauen in ihrem Buch sind auch die Anwesenden. Zwei unterhalten sich angeregt, eine starrt versonnen in die Gegend, eine schmiegt sich an ihren Partner und zwei weitere ziehen Bücher aus dem Regal, blättern und stellen sie wieder zurück. Ich kritzle emsig in mein Notizbuch. Bis die Autorin erscheint.
Lina Frisch – eine politische Fantasy-Autorin
Lina Frisch ist erst 26 Jahre alt – eine junge Psychologin im grau-karierten Blazer, die lacht und sich selbst nicht zu ernst nimmt. Ihr petrolgrüner Nagellack harmoniert hervorragend mit den Tannen auf dem Cover von We will give you hell. Zur Vorstellung ihres dritten Buchs kehrt sie nach Flensburg zurück – in der Fördestadt im Norden ist sie aufgewachsen.
Der Abend beginnt nach einer kurzen Einleitung von Susanne Hansen-Oettinger, der Inhaberin der Buchhandlung Rüffer, in der die Lesung stattfindet. Heiter kündigt sie uns Frisch als eine “moderne junge Frau” an, deren Bücher stets “politisch hochaktuell sind” und die sich auch in den sozialen Medien für Feminismus engagiert.
Ein Roman voller Wut und Magie
Und schon tauchen wir ein in die Geschichte von Helleah (19), genannt Hell, die mit ihren Freund*innen nach Schweden fährt, um das bestandene Abitur zu feiern – und dabei Dinge über sich erfährt, die sie nie geahnt hätte.
Vor der malerischen Kulisse Stockholms und der Wälder Südschwedens erzählt Frisch eine Geschichte zwischen Wut und weiblicher Magie, die rasch an Fahrt aufnimmt. Denn Hell wird im Urlaub wiederholt von rätselhaften Fieberattacken heimgesucht, sie begegnet einer seltsamen Fremden und trennt sich schließlich von ihren Freund*innen, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Frisch entführt uns im Rahmen der Lesung in unterschiedlichste Szenen auf Hells Weg: Wir preschen in einem Boot mit ihr über die Ostsee, besuchen ein altes Wikingermuseum, gruseln uns nachts im Wald und begleiten Hell in eine neue Gemeinschaft; eine, in der die unerklärliche Wut, die sie schon ihr Leben lang quält, erlaubt ist.
Auch Frauen haben Clans geführt
Zwischen den Szenen ist Raum für Diskussion und Fragen. Sympathisch und nahbar gibt Frisch eine Einführung in skandinavische Mythologie – z. B. was der Unterschied zwischen den Unterwelten Walhalla und Helheim ist und dass auch Frauen, die unter der Geburt sterben, ins Kämpferparadies Walhalla kommen.
Und sie erklärt, wie sie auf die Idee zum Roman gekommen ist. Ursprung war nämlich eine Terra-X-Doku über die schwedische Wikingerstadt Birka. Die Knochen in der dortigen Gruft hatte man jahrelang einem männlichen Clanchef zugeschrieben. Eine Genanalyse ergab dann aber, dass es eine Frau war, der man so prächtige Grabbeigaben auf den Weg nach Walhalla mitgegeben hatte.
“Nachdem dieser Irrtum aufgeklärt wurde, fragte ich mich: Was erzählt die Wissenschaft uns noch falsch?”, sagt Frisch. “Und warum ist es immer noch überraschend, dass hier eine Frau an der Spitze eines Clans stand, Handel betrieb und Kriegszüge führte?”
Verlag in Sorge: Lässt sich eine wütende Heldin vermarkten?
Interessant sind auch Einblicke in die Vermarktung ihres Werks. So habe der Verlag sich kurz gesorgt, ob denn eine Heldin, die nicht brav und angepasst, sondern hauptsächlich wütend ist, sich überhaupt verkaufen lasse und sympathisch sei. “Ein wütender männlicher Protagonist wird hingegen als tough und normal wahrgenommen”, sagt Frisch. “Das wird gar nicht infrage gestellt.”
Neugierig geworden? Lies den Rest der Lesung hier!
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