Artikel: Für Lego ist man nie zu alt! 1 Jahr nach Eröffnung seines Geschäfts zieht Lego-Händler André Herrmann Bilanz
Ein Tannenbaum mit bunten Lichtern, ein Wichtel auf einem Schlitten und ein detailgetreues Lebkuchenhaus mit geringelten Eingangssäulen: André Herrmann (45) baut im Eingangsbereich seines Ladens gerade die Themenwelt Weihnachten auf. Kurz vorm ersten Jubiläum verrät der Lego-Experte, wie das Geschäft mit den kleinen Steinen läuft und warum so viele seiner Kunden Erwachsene sind.
„Die Resonanz ist bis jetzt durchweg positiv“, sagt Herrmann im Gespräch mit dem sh:z, für das ich einige Zeit als Freie gearbeitet habe. „Viele sagen, dass so etwas in unserer Region einfach gefehlt hat. Und es spricht sich herum. Wir haben ständig neue Gesichter hier im Laden.“ Der Tarper hat eine Marktlücke gefunden. Dabei entdeckte er seine eigene Leidenschaft für die Kunststoffsteine erst vor wenigen Jahren.
„Mein Sohn hat mir seine alten Sachen verkauft, da bin ich auf den Geschmack gekommen. Bald hab ich mir dann mein erstes eigenes Set geholt“, sagt der 45-Jährige, den die Harry-Potter- und Star-Wars-Welten am meisten begeistern. Kein Wunder, dass neben der Kasse ein Modell der Zauberbank Gringotts steht oder dass im Schaufenster ein prachtvoller Weltraumkreuzer parkt.
Vom Online-Shop zum eigenen Laden in Tarp
Dabei war ein Ladengeschäft eigentlich nie Herrmanns Plan. Der Onlinehandel mit den kleinen Bauteilen florierte auch ganz allein: „Das Gewerbe habe ich 2020 eröffnet, und gestartet sind wir noch auf Ebay. Da hast du aber einen massiven Konkurrenzkampf, und statt deiner Zielgruppe triffst du eher die breite Masse. Da gab es schon ein paar schräge Begegnungen.“ Wohler fühlt er sich bei Bricklink®, einem Online-Markt für Legosteine.
Dass dann noch ein physisches Geschäft dazukommen sollte, haben André und Nadine Herrmann spontan entschieden – kurz, nachdem sie mit ihrem Online-Handel in den Laden im Stapelholmer Weg eingezogen waren. Und weil seine Frau gleich vor der Eröffnung im Dezember 2022 mit Corona darniederlag, zimmerte Herrmann allein einen Verkaufstresen und hieß die ersten Kunden willkommen.
Lego-Jünger aus aller Welt
Die Besucher kommen zum Großteil aus der näheren Umgebung. Manche schauen aber auch vorbei, nachdem sie das Lego House in Dänemark besichtigt haben. Online bedient Herrmann ohnehin Kunden aus aller Welt: „Wir hatten schon Bestellungen aus Brasilien, Australien, Neuseeland oder den USA. Vorhin kam gerade wieder ein Auftrag aus China herein.“
Der Online-Handel ist die Haupteinnahmequelle, aber ein Laden, in dem man herumlaufen, staunen und Modelle in die Hand nehmen kann, hat seine Vorteile. „Das ist natürlich klasse, dass die Leute die ganzen Exponate hier sehen können. Das inspiriert einen ja auch, Dinge selbst auszuprobieren.“ Und was nicht vorrätig ist, kann bestellt werden – in der Regel ist es nur zwei Tage später da.
Kreativität und Präzision
LEGO, das kommt eigentlich vom dänischen „Leg Godt“ und bedeutet „Spiel gut“. Ursprünglich produzierte das bekannte dänische Unternehmen nämlich schlichtes Holzspielzeug. Schlicht und simpel sind die einzelnen Bausteine und Figuren auch heute noch, aber die Möglichkeiten, daraus Bauwerke, Fahrzeuge, Alltagsszenen und sogar Pflanzen nachzubilden, sind grenzenlos.
„Etwa 80 Prozent meiner Kunden sind Adult Fans Of Lego (AFOL), also erwachsene Lego-Fans“, sagt Herrmann. „Das ist in der Pandemie durch die Decke gegangen. Plötzlich saßen die Leute zuhause und hatten viel Zeit. Und etwas zusammenzubauen, zu sehen, wie es wächst, und nach anfänglicher Verwirrung über manche Bauabschnitte dann Aha-Momente zu haben, das macht einfach Spaß. Und es beruhigt.“
Geschenke für Klein und Groß
Während seine kleinen Kunden anschließend mit den Figuren und Häusern spielen, wandern die erstaunlichen Modelle bei den erwachsenen Lego-Fans ins Regal oder die Vitrine. Da gibt es Bonsaibäume mit Hunderten kleiner Blüten, lebensechte Auto-Modelle, denen man kaum ansieht, dass sie aus Legosteinen bestehen, ikonische Filmszenen und meisterhafte Architektur.
Besonders beliebt sind die Produkte aus der Disney-Serie – das berühmte Märchenschloss oder die Kamera, mit der die frühen Trickfilmklassiker aufgenommen wurden. Kurz vor Weihnachten hat Herrmann aber natürlich noch viel mehr im Angebot. Adventskalender, Gutscheine, seltene Sammlerstücke, beliebte Klassiker und auch Duplo-Sets für die Kleinsten füllen etliche Regale im Ladenbereich.
Ordnung muss sein
Unten im Keller warten dann noch einmal um die 700.000 Einzelteile, fein säuberlich in Boxen gestapelt und beschriftet. Und Herrmann hat noch viel vor: Eine Türzarge im Laden mit Legosteinen auskleiden, beleuchtete Dioramen bauen oder die Schaufenster noch einmal umgestalten. „Da haben wir schon einige Sachen in der Pipeline, aber im Moment fehlt schlicht die Zeit.“
Geöffnet hat der Shop im Stapelholmer Weg 25 in Tarp dienstags und donnerstags von 11-20 Uhr und samstags von 11-16 Uhr. Wer nicht so lange warten kann, schaut schnell auf der Website vorbei.
Bleibt nur noch eine Frage übrig. „Kann denn wirklich jeder Lego spielen?“
André Herrmann nickt sofort. „Selbstverständlich.“
„Auch, wenn man ein bisschen ungeduldig ist?“
Er lacht herzhaft. „Dann erst recht.“